Verkehr
09. Februar 2013

Neue U-Bahnlinie U9: Nur SPD-Wahlkampfmanöver?

Auch die CSU München hält eine neue U-Bahnlinie U9 quer durch die Innenstadt grundsätzlich für sinnvoll, um die Netzwirkung zu verbessern. Die CSU sieht die Prioritäten allerdings beim Weiterbau der U5 von Laim nach Pasing im Westen und der U4 vom Arabellapark nach Johanneskirchen. Gleichzeitig fragt die CSU, ob die von der SPD vorgeschlagene komplette Finanzierung einer U9 aus städtischen Mitteln nur ein Wahlkampfmanöver ist.

Über die Münchner Presse verbreitete dieser Tage die SPD die Idee einer neuen U-Bahnlinie U9 durch das Münchner Zentrum, um mehrere bestehende Linien auf diese Weise miteinander zu verknüpfen.

„Bei der SPD will die rechte Hand augenscheinlich etwas anderes als die Linke“, sagt der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, Josef Schmid. „War es doch der SPD-Oberbürgermeister Christian Ude, der sich unserem Vorschlag einer städtischen Co-Finanzierung bei der zweiten S-Bahnstammstrecke Monate lang widersetzt hatte mit der Begründung, zuständig dafür seien Bund und Land, die Stadt könne keinen Finanzbeitrag leisten, ja sie dürfe das nicht einmal. Erst nach langem Hin und Her war er bereit, den städtischen Tilgungsanteil am Flughafendarlehen in den Tunnelbau zu stecken. Und jetzt bringt ausgerechnet die Fraktionsvize der SPD auf einmal den Vorschlag, dass die Stadt die U9 selbst finanzieren könnte. Ein Widerspruch!“

„Für mich stellt sich die Frage, ob der SPD-Vorschlag mehr ist als ein reines Wahlkampfmanöver“, sagt der Bezirksvorsitzende der CSU München, Dr. Ludwig Spaenle. „Grundsätzlich wäre eine solche neue U-Bahnlinie eine sinnvolle Ergänzung der Quererschließung hoch besiedelter Gebiete und damit eine Entlastung der übervollen Linien U3 und U6“, erklärt Spaenle. „Allerdings stehen auch noch andere große Projekte auf dem Programm, wie der Tunnel im Münchner Osten und der drängende Weiterbau der U-Bahnlinien U5 und U4.“

Diese wiederum sieht der Stadtratsfraktionsvorsitzende Josef Schmid als oberste Priorität an: "Ringschlüsse machen grundsätzlich Sinn. Unser vordringliches Augenmerk gilt dem Weiterbau der U5 im Westen von Laim nach Pasing und dem der U4 vom Arabellapark nach Johanneskirchen, um die S-Bahn durch die U-Bahn zu doppeln", erklärt Schmid.

Die Ortsvorsitzenden Sven Wackermann (Pasing) und Frieder Vogelsgesang (Obermenzing), beide stellvertretende Kreisvorsitzende der CSU im Münchner Westen, zeigen sich völlig überrascht über den SPD-Vorstoß. Die Idee sei ja grundsätzlich zu begrüßen, es verwundere jedoch sehr, aus welchen Gründen die Stadtrats-SPD den Weiterbau der U-Bahn nach Pasing erst ausgesetzt habe und nun seit Jahren nicht voran bringe. Auch der von der örtlichen CSU ins Gespräch gebrachte Ringschluss von Moosach über Untermenzing und das Autobahnende der A8 bei Schloss Blutenburg nach Pasing wird seitens Rot-Grün im Bezirksausschuss immer wieder rundweg abgelehnt.

Der Münchner CSU-ÖPNV-Experte, Dr. Georg Kronawitter, sagt: „Vollkommen unverständlich bleibt, warum die SPD-Ratsmehrheit, der SPD- Oberbürgermeister und die SPD-geführte MVG/SWM binnen vier Jahren nach der vollmundigen Ankündigung einer U9 nicht in der Lage waren, dem Stadtrat und den Bürgerinnen und Bürgern klare Fakten zu präsentieren. Frau Tausend muss für ihren jetzigen Vorschlag möglicherweise keinerlei Verantwortung mehr tragen und auch finanziell nicht mehr gerade stehen, denn sie hat einen relativ sicheren Listenplatz auf der SPD-Bundestagsliste. Als frischgebackene Bundestagsabgeordnete kann sie dann genüsslich zusehen, wie sich ihre ehemaligen Stadtratskolleginnen und -kollegen mit ihrer Finanzierungsidee plagen dürfen.“

09. Februar 2013, Frieder Vogelsgesang


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