Obermenzing


Obermenzing ist ein Stadtteil der Landeshauptstadt München mit rund 26.000 Einwohnern und bildet gemeinsam mit den drei Stadtteilen Pasing, Neupasing und Am Westbad den Stadtbezirk 21 Pasing-Obermenzing.

"Menzing" tritt in die Geschichtsschreibung ein mit einer auf den 6. November 817 datierten Urkunde, als der Edle Cotescalch und sein Bruder Deotpald ihren Grundbesitz in Menzing an die Kirche in Freising übergaben. Es ist hier noch nicht eindeutig gesagt, ob es sich um Ober- oder Untermenzing oder gar um beide handelt.

Ober- und Untermenzing selbst werden erstmals urkundlich im Jahre 1315 in der Konradinischen Matrikel mit "Duo Mentzing" genannt. In dieser Diözesanbeschreibung wird die Kapelle St. Georg zu Obermenzing erwähnt, die der Pfarrei Aubing zugeordnet war; somit dürfte Aubing die Mutterpfarrei Obermenzings gewesen sein. Der Weiler Pipping findet zehn Jahre später Erwähnung in der Geschichtsschreibung, nämlich 1325, als ein Otto Teufelhart, Bürger zu München, vom Kloster Wessobrunn die Herrschaft über Güter in Pipping und Moosach gegen die Entrichtung von 32 Pfund Münchner Pfennige erhielt. Das Wessobrunner Urbar von 1397 gliedert und beschreibt die drei Orte Obermenzing, Untermenzing und Pipping ausführlich.

Tatsächlich jedoch beweisen Gräberfunde vor allem entlang der Würm, dass die Ansiedlungen im Bereich des heutigen Obermenzing erheblich älter sind als die erste schriftliche Erwähnung. Der bisher bekannt gewordene älteste Fund auf dem Gebiet von Obermenzing datiert etwa um 1800 v. Chr. und lag in der Longinusstraße, früher: Hofmarkstraße. Bei Straßenbauarbeiten kam im Jahr 1910 in 1,20 Meter Tiefe ein frühbronzezeitliches Hockergrab mit einem vierkantigen, 5,2 cm langen Bronzepfriemen zum Vorschein. Während der Bauarbeiten an der so genannten "Siedlung Blutenburg" an der heutigen Gerlichstraße wurden 1924 Urnen- und Hügelgräber gefunden, dessen Grabbeigaben ins 12. oder 11. Jahrhundert vor Christus datiert werden.

Bis heute sichtbare Spuren in Obermenzing hat das 15. Jahrhundert hinterlassen: Herzog Albrecht III. ließ zwischen 1431 und 1440 Schloss Blutenburg, das erstmals 1432 urkundlich erwähnt ist, in der Form errichten, wie es heute noch weitgehend erhalten ist. Am 14. Mai 1441 erwarb Albrecht III. sodann vom Kloster Wessobrunn 17 von insgesamt 23 Anwesen in Obermenzing, 1442 wird Obermenzing Hofmark. Laut "Salbuch" (Besitzverzeichnis) von 1486 gehören hierzu neben Ober- und Untermenzing auch Pipping und der nördliche Teil Pasings. Sitz der Hofmarksherren ist Blutenburg. Sie üben die niedere Gerichtsbarkeit aus und sind zugleich Patronatsherren der Hofmarkskirchen.

Spätestens im Jahre 1444, vermutlich jedoch bereits früher, wurde der neue Chorraum von St. Georg geweiht, der Obermenzinger Dorfkirche, deren Baugeschichte bis in die Romanik zurückreicht. Und auch die kleine aber damals stark frequentierte Kapelle "St. Andreas und Georg" in Turm IV von Schloss Blutenburg erhielt 1444 ihre Weihe.

Herzog Sigismund, Sohn Albrecht III., legte gemäß einer abschriftlich erneuerten Inschrifttafel aus dem Jahre 1848 am 5. Mai 1478 den Grundstein zum heutigen Kirchenbau des Kleinods St. Wolfgang in Pipping. Am 13. August 1480, dem Sonntag vor Himmelfahrt, konnte der Neubau eingeweiht werden. Wenige Jahre später bereits ließ Herzog Sigismund in Schloss Blutenburg die heute weithin bekannte Schlosskapelle errichten.

Schloss Blutenburg diente mit Beginn des 16. Jahrhunderts als Jagdschloss. Nachdem das Schloss nach dem Tode Sigismunds im Jahre 1501 an seinen Bruder und Regenten Albrecht IV. zurückfiel, erklärte dieser 1508 Menzing zum herzoglichen Reservat für die niedere Jagd. Bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts sind von Blutenburg nur alterungsbedingte Reparaturen vermeldet, die vielfach erwähnte Zerstörung durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg scheint demnach nicht stattgefunden zu haben.

1676 erwarb der Münchner Notar und kurfürstliche Geheimrat Anton Freiherr von Berchem die Hofmark. Er nahm am Schloss umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten vor und reduzierte hierbei das Bauvolumen. Über den Zustand nach diesen Arbeiten gibt ein Kupferstich aus dem Jahre 1701 von Michael Wening Auskunft. Ebenso erreichte Frhr. von Berchem die Übernahme des Wessobrunner Klosterbesitzes in Pipping 1687, nachdem er bereits 1673 die Vogteirechte übernommen hatte. Somit hatte er nun die Möglichkeit, Obermenzing als Ganzes zu entwickeln und zu verwalten. Nachdem Frhr. von Berchem 1700 starb, mussten die Erben die Hofmark 1702 wieder an den Kurfürst Max II. Emanuel zurückgeben. Das Schloss hatte damit seine glanzvollste Zeit hinter sich. Es verfiel zusehends, wurde ab 1827 als Staatsgut an Privatleute und ab 1866 an das Institut der Englischen Fräulein verpachtet. Diesem folgte 1957 bis 1976 der Dritte Orden. In den Jahren 1980 bis 1983 wurde das Schloss umfassend saniert und beherbergt heute die Internationale Jugendbibliothek.

Die sich im Mittelalter gebildete alte "Dorfsgmain" mit der besonderen Aufgabe, die von allen Bauern des Dorfes gemeinsam genutzten Weiden und Wälder zu verwalten, also eine Art Genossenschaft mit der Nebenaufgabe der Sozial- und Nothilfe sowie der Versammlung der Dorfgenossen, wurde erst mit dem sogenannten "II. Gemeindeedikt" von 1818 mit den Ortsteilen Blutenburg und Pipping auch zur eigenständigen "politischen" Gemeinde mit einem frei gewählten Gemeindeausschuss zur Selbstverwaltung unter staatlicher Aufsicht.

Die Gemeinde Obermenzing blieb zunächst weiterhin ländlich geprägt. Die Eröffnung der Eisenbahnlinie München - Lochhausen - Ingolstadt hatte keine Auswirkungen auf die Entwicklung Obermenzings, da die Gemeinde keinen Haltepunkt erhielt. Dennoch entstand eine eigene Infrastruktur, wie sie für Landgemeinden typisch ist: Neben der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr 1873 sind vor allem die Errichtung von Schule und Feuerwehrhaus zu erwähnen, die zum Teil heute noch als Bauwerke bestehen. 1881 wurde Obermenzing Filiale der neu errichteten Pfarrei Pasing.

Den Anstoß zu einem raschen Bevölkerungswachstum gab sodann insbesondere der Architekt August Exter. Er begann ab 1892 mit der Errichtung seiner Villenkolonien Neupasing I und II an der Gemeindegrenze zwischen Pasing und Obermenzing und erweiterte diese bald auf Pippinger und Obermenzinger Flur (Villenkolonien Neu-Pasing I 1892 auf Pasinger und Pippinger Grund, Neupasing II 1897 auf Pippinger Grund). Hinzu kamen 1909 die Postbeamten- und Wohnkolonie Mittlerer Verkehrsbeamten, die Siedlung Blutenburg 1918 und die Soziale Eigenheim-Siedlung Neulustheim 1919. Wesentlichen Anteil an der künftigen Gestaltung des Ortsbildes hatten auch die Brüder Martin und Valentin Ott, Architekten in Obermenzing und Pasing.

Immer mehr Bildungsbürger bauten ihre Häuser und Villen in Obermenzing, womit sich der Charakter der Gemeinde langsam von dem einer Landgemeinde zu dem eines vornehmen Vorortes wandelte. Der damit verbundene Bevölkerungszuwachs hatte 1907 die Einrichtung eines Eisenbahn-Haltepunktes Obermenzing an der Nymphenburger Straße, der heutigen Verdistraße, zur Folge. 1912 wurde der Neubau der Grundschule an der Grandlstraße errichtet.

Die Verleihung eines eigenen Gemeindewappens im Jahr 1922 unterstrich den Stolz der aufstrebenden Gemeinde. Im selben Jahr wurde Obermenzing auch zur eigenständigen katholischen Pfarrei erhoben, in den beiden Jahren darauf erfolgte sodann die Erbauung der neuen Obermenzinger Pfarrkirche Leiden Christi nach Plänen des einheimischen Architekten Georg W. Buchner. Die damaligen Planungen für eine neue Ortsmitte rund um die neue Pfarrkirche und die Schule zeigen großzügige städtische Elemente in geschlossener Bauweise, wurden jedoch nie realisiert.

Die stürmische Entwicklung der ehemals so ruhigen und beschaulichen Landgemeinde war zu diesem Zeitpunkt deutlich spürbar. Noch 1813 besaß Obermenzing ganze 228 Einwohner, die sich um den alten Ortskern mit Gastwirtschaft und Kirche, entlang der Pippinger Straße und der Würm gruppierten, 1852 waren es 298 und 1890 361 Einwohner. Dann jedoch setzte die erste Besiedlungswelle aus München ein. Die Bevölkerungszahl wuchs bis zur Jahrhundertwende auf 1.042 an und verdreifachte sich dann bis zum Jahre 1925 auf 3.390. Das Wachstum Obermenzings nach Süden in Richtung Pasing und nach Osten in Richtung Nymphenburg hatte eingesetzt.

In der "Festschrift" anlässlich der Eingemeindung Obermenzings nach München am 1. Dezember 1938 ist bereits von rund 8.200 Einwohnern die Rede. Eine Volkszählung etwa zur Zeit der Gründung der Bürgervereinigung Obermenzing e.V. im Jahr 1950 ergab 12.511 Bürger, 1961 wurden 14.973 gezählt und 1970 bereits 17.963. Zum 31. Dezember 2002 zählte Obermenzing nach Angaben des statistischen Amtes der Stadt München genau 25.329 Einwohner.

Im Zuge der großen Eingemeindungswelle der nationalsozialistischen Machthaber im Münchner Westen verlor Obermenzing gegen den einstimmigen Beschluss des Gemeinderats am 1. Dezember 1938 seine Eigenständigkeit und wurde Stadtteil Münchens. Ein eigener Bezirksausschuss beriet bis Anfang der 1990er Jahre die Landeshauptstadt München zu Fragen über den "Stadtbezirk 37 - Obermenzing". Im Rahmen einer heftig umstrittenen Stadtviertelreform wurde Obermenzing zum 1. September 1992 mit Pasing zusammengelegt.

Obermenzing ist heute ein bevorzugter Villenbezirk mit einem eigenen Bahnhof, der 1907 an der 1876 eröffneten Bahnstrecke München – Ingolstadt eingerichtet wurde, mit der Schule an der Grandlstraße (1912), einem Kriegerdenkmal an der Dorfstraße (1922), einer großen Stadt-pfarrkirche (1924), einem eigenen Feuerwehrhaus (1926), einem Postamt (1933, bzw. Postagentur seit 1920; Postagentur seit 2007) und dem evangelischen Gemeindezentrum Carolinenkirche (1975). Hinzu kommen traditionsreiche Gaststätten, unter anderem die seit mindestens 1417 bestehende und somit vermutlich zweitälteste Gastwirtschaft Bayerns, der Gasthof "Zum Alten Wirt" unmittelbar neben St. Georg; ihm gegenüber einer der schönsten Maibäume Oberbayerns. Und nicht zu vergessen die bereits erwähnten Kleinode St. Georg im Ortskern, St. Wolfgang in Pipping und die Schlosskapelle Blutenburg.

1972 trat in Bayern das Denkmalschutzgesetz in Kraft. Als erstes schützenswertes Ensemble für einen alten Dorfkern legte der Denkmalrat Obermenzing fest. Von Schloss Blutenburg über den Zehentstadel, das Carlhäusl und den Weichandhof bis hin zu St. Georg zieht sich das Schutzgebiet.

Erholung erfahren die Anwohner in den vielfältigen Grünflächen entlang der Würm und des Durchblickparks sowie in nahe gelegenen Erholungsgebieten wie zum Beispiel an der Langwieder Seenplatte. Das Vereinsleben ist in Obermenzing sehr ausgeprägt und ohne die vielfältigen Aktivitäten der Vereine und ihrer Mitglieder wäre das Obermenzinger Kulturleben nicht denkbar.

(Quelle: Bürgervereinigung Obermenzing e.V.)